Innovation Hub 13 → Regional Foresight → Flughafenregion Szenarioanalyse
Szenarioanalyse zur Zukunft der Flughafenregion Berlin-Brandenburg als Wissenschafts- und Innovationsstandort
- im Rahmen des Vorhabens Innovation Hub 13 – fast track to transfer, Teilprojekt Regional Foresight
. - moderiert von einem Foresightteam der Forschungsgruppe Innovations- und Regionalforschung der Technischen Hochschule Wildau
. - unter Mitwirkung von Regionalakteur:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen
. - in Zusammenarbeit mit dem Dialogforum Airport Berlin Brandenburg
Projektlaufzeit: 2021/2022
Projekthintergrund
Mit der Eröffnung des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ (BER) im Oktober 2020, dem Bau der Gigafactory von Tesla in Grünheide und der Microvast-Batteriefabrik in Ludwigsfelde, beginnend im Sommer 2020, sowie zahlreichen Immobilienentwicklungsvorhaben im engeren Flughafenumfeld sind deutliche Signale für den Beginn einer neuen Phase der Entwicklung der Flughafenregion des BER erkennbar.
Was ist eine Flughafenregion?
Internationale Flughäfen sind wichtige Tore in die Welt mit der Funktion, die Anschlussfähigkeit ganzer Nationen und Regionen an vielfältige globale Austauschprozesse zu gewährleisten. Dem Austausch von Wissen über Face-to-Face Kontakte kommt hierbei eine besondere Rolle zu [1]. Bei der Realisierung dieser Funktion stehen Flughäfen in Wechselbeziehungen zu zahlreichen Entwicklungsbedingungen in ihrem räumlichen Umfeld. Sie nehmen diese in Anspruch und entfalten gleichzeitig vielfältige direkte und indirekte Wirkung auf ihr Umfeld [2]. Auf diese Weise entstehen funktionale Räume, die als Flughafenregionen bezeichnet werden.
[1] Vgl. Droß, Michael/Thierstein, Andreas (2011): „Wissensökonomie als Entwicklungstreiber von Flughafenregionen – das Beispiel München“, in: Informationen zur Raumentwicklung, Heft 1.2011, S. 27-36.
[2] Vgl. Voß, Rainer (2002): Regionale Innovationssysteme als Gegenstand eines neuen Forschungsverbundes der Region Berlin-Brandenburg, in: Voß, Rainer (Hg.), Regionale Innovationssysteme, Wildauer Schriftenreihe, Band 2, Berlin, Verlag News & Media, S. 25-46.
Gebremst wird diese Entwicklung gegenwärtig durch die COVID-19-Pandemie, die ganz besonders die Airlines und Flughäfen, aber auch entsprechende Zulieferbranchen sowie die Flughafenumfeldkommunen betrifft.
In dieser durch große Unsicherheit geprägten Zeit hat sich die TH Wildau entschlossen, eine Szenarioanalyse zur Zukunft der Flughafenregion BER durchzuführen, um die verschiedenen Regionalakteur:innen für mögliche Zukünfte zu sensibilisieren und gemeinsam mit ihnen zukunftsbezogene Handlungsoptionen zu erarbeiten. Die Szenarioanalyse wird im Rahmen des Vorhabens Regional Foresight, das Bestandteil des Transferprojektes Innovation Hub 13 ist und vom BMBF im Rahmen der Initiative Innovative Hochschule gefördert wird, durchgeführt. In der Vorbereitungsphase der Szenarioanalyse erfolgten Abstimmungen mit dem Dialogforum BER sowie der für die Fortschreibung des Gemeinsamen Strukturkonzeptes (GSK) der Flughafenregion beauftragten complan Kommunalberatung GmbH. Gegenstand der Abstimmungen waren die Einbindung der Szenarioanalyse in die geplanten Aktivitäten der Region, eine geeignete Gebietskulisse für die Szenarioanalyse, deren inhaltliche Ausrichtung sowie die Auswahl von Akteursgruppen, die als Beteiligte und/oder Adressaten eingebunden werden sollen.
Gebietskulisse
Der Szenarioanalyse liegt die folgende Gebietskulisse zugrunde:
Gebietskulisse der Flughafenregion für die Szenarioanalyse: Blankenfelde-Mahlow; Eichwalde; Fürstenwalde; Gosen-Neu Zittau; Großbeeren; Grünheide; Königs Wusterhausen; Lübben; Luckenwalde; Ludwigsfelde; Mittenwalde; Rangsdorf; Schönefeld; Schulzendorf; Teltow; Wildau; Zeuthen; Berlin Neukölln; Berlin Tempelhof-Schöneberg; Berlin Treptow-Köpenick;
[3] Vgl. GSK (2007): Gemeinsames Strukturkonzept Flughafenumfeld Berlin Brandenburg International (BBI). Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg. Hrsg.: Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, S. 1-34.
Sie lehnt sich an die Gebietskulisse aus dem Gemeinsamen Strukturkonzept der Flughafenregion an [3] und erweitert diese um die beiden Regionalen Wachstumskerne Fürstenwalde und Luckenwalde, den Technologiestandort Teltow, die Gemeinde Grünheide als Tesla-Standort sowie die Kreisstadt Lübben als potenzieller Ansiedlungsstandort für Wissenschaft.
[3] Vgl. GSK (2007): Gemeinsames Strukturkonzept Flughafenumfeld Berlin Brandenburg International (BBI). Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg. Hrsg.: Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, S. 1-34.
Ziele und Vorgehen
Basierend auf den Ergebnissen einer Analyse der Region durch die TH Wildau [4] aus dem Jahr 2020 wird mit der Szenarioanalyse der Frage nachgegangen, wie sich die Flughafenregion bis zum Jahr 2035 als Standort für Wissenschaft und Innovation profilieren kann, ob und welche Optionen für Spezialisierungspfade in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft möglich sind.
Die in dem partizipativen Szenarioanalyseprozess entwickelten Zukunftsbilder, einschließlich der mit ihnen verbundenen Chancen und Risiken, sollen Regionalakteur:innen aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Kommune für unterschiedliche Zukünfte sensibilisieren und eine Grundlage für die Ableitung von strategischen Handlungsansätzen einer Profilierung der Region bilden.
Die Regionalakteur:innen werden auf spezifische Weise in die Phasen des Szenarioanalyseprozesses eingebunden. Es sollen unterschiedliche Sichtweisen transparent gemacht und ausgetauscht werden. Dies bietet die Möglichkeit, ein gemeinsames Verständnis bezügliche der Zukunft zu erzeugen, welches wiederum die Voraussetzung für abgestimmtes Handeln bildet.
Ausgangssituation
Eine sich dynamisch entwickelnde Flughafenregion
- Tesla baut Gigafactory in Grünheide
- Batterie-Produzent Microvast eröffnet Europazentrale in Ludwigsfelde
- Abteilung Künstliche Intelligenz und Public Health des RKI siedelt sich in Wildau an
- zahlreiche Immobilienentwicklungsvorhaben im engeren Flughafenumfeld
- erhebliche Wissenschafts- und Technologiepotenziale
Herausforderungen
- mangelnde Wahrnehmung als Flughafenregion extern und intern
- unzureichende Beteiligung der Bevölkerung
- entwicklungsfähige Governance-Strukturen
Der Szenarioanalyseprozess untergliedert sich in die Phasen
- Vorbereitungsphase, insbesondere Abstimmungen zur Fragestellung, zu Adressaten und Beteiligten sowie zum Zeithorizont, Analyse des Status quo,
. - Gemeinsame Verständigung über Einflussfaktoren sowie Ableitung von Schlüsselfaktoren durch das Foresightteam,
. - Gemeinsame Entwicklung von Zukunftsprojektionen und Erarbeitung sowie Kommunikation von Szenarien durch das Foresightteam,
. - Gemeinsame Ableitung von Chancen und Risiken sowie Erarbeitung von Handlungsansätzen [5].
[4] Vgl. Mietzner, Dana/ Hartmann, Frank/ Melzer, Klaus-Martin/ Vossel, Markus/ Bautz, Franziska/ Wiechers, Henning (2020): Die Rolle von Wissenschaft und Innovation in der Flughafenumfeldregion: Herausforderungen und Perspektiven. [Online]. Verfügbar unter: https://opus4.kobv.de/opus4-th-wildau/frontdoor/index/index/docId/1379 [letzter Zugriff: 08.04.2021].
[5] Vgl. Mietzner, D. (2009). Strategische Vorausschau und Szenarioanalysen. Methodenevaluation und neue Ansätze. Gabler Research. Innovation und Technologie im modernen Management. Hrsg.: Reger, G. und Wagner, D., Wiesbaden 2009. Gabler.
Die Zukunft der Flughafenregion Berlin-Brandenburg als Wissenschafts- und Innovationsstandort im Jahr 2035
Gesamtdokumentation
Nachfolgend sind der Verlauf der Szenarioanalyse sowie deren Ergebnisse dokumentiert.
Teil- und Zwischenergebnisse
Szenarioanalyse
Bei der Szenarioanalyse handelt sich um einen partizipativen Prozess, der unterschiedliche Regionalakteur:innen in die Konzeption und Umsetzung einbindet. Der Szenarioanalyseprozess reicht von einer Vorbereitungsphase, in der das Vorgehen abgestimmt und eine Status quo Analyse vorgenommen wurde, über die gemeinsame Identifizierung von Einflussfaktoren und die Auswahl von Schlüsselfaktoren, die Entwicklung von Zukunftsprojektionen in Teams und deren Aufbereitung durch das Szenarioteam bis hin zur Erarbeitung von Szenarien und einen sich anschließenden Backcastingprozess zur Erarbeitung von Handlungsansätzen.
Von den Zukunftsprojektionen zu Szenarien
Beim zweiten Workshop im Oktober 2021 erarbeiteten 19 Regionalakteur:innen 52 Zukunftsprojektionen für 14 Schlüsselfaktoren. Diese 52 Zukunftsprojektionen wurden vom Szenarioteam aufbereitet und einer Konsistenzanalyse unterzogen. D.h. für alle Zukunftsprojektionen wurde geprüft und bewertet, ob sie in einem Zusammenhang stehen und in welchem Maße sie zueinander passfähig sind. Die Konsistenzanalyse wurde mit dem Tool Scenariomanager ScMI durchgeführt (vgl. ScMI (o.J.). Scenario-Manager. [letzter Zugriff am 16.02.2022])
→ Zukunftsprojektionen
→ Rohszenarien
Die Ausführungen in “Die Flughafenregion BER als Wissenschafts- und Innovationsstandort im Jahr 2035” stellen die beiden entwickelten Szenarien – Zentral gesteuerte Industrialisierung und Dezentrale Spezialisierung bottom-up – als Narrativ beschrieben und grafisch umgesetzt vor. Sie sind ein wichtiges Zwischenergebnis der Szenarioanalyse.
→ “Die Flughafenregion BER als Wissenschafts- und Innovationsstandort im Jahr 2035”
Szenarien
1. Zentral gesteuerte Industrialisierung
2. Dezentrale Spezialisierung bottom-up
Grafiken © Dr. Franziska Schwarz | sci|vi|sto
Von den Szenarien zu Chancen und Risiken
Vor dem Hintergrund der beiden Szenarien hat das Szenarioteam Chancen und Risiken für eine wünschenswerte Zukunft der Flughafenregion als Wissenschafts- und Innovationsstandort abgleitet. Sie bilden eine Ausgangsbasis für die Erarbeitung von Handlungsansätzen gemeinsam mit den Regionalakteur:innen in der sich anschließenden Transferphase der Szenarioanalyse.
Von den Chancen und Risiken zu den Handlungsansätzen
Im Rahmen der Szenarioanalyse wurden in einem zweistufigen Prozess gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren der Region vor dem Hintergrund der beiden Szenarien „Zentral gesteuerte Industrialisierung“ und „Dezentrale Spezialisierung bottom-up“ Handlungsansätze entwickelt und konkretisiert. Im ersten Schritt erfolgte die Herausarbeitung von Handlungsansätzen in der individuellen Diskussion mit ausgewählten Kompetenzträger:innen. Im Ergebnis entstanden 30 Handlungsansätze, die verschiedene Themenbereiche betreffen und einen unterschiedlichen Allgemeinheitsgrad aufweisen. Um die in den Gesprächen herausgearbeiteten Handlungsansätze zu spezifizieren, wurde im zweiten Schritt ein Workshop mit 14 Akteurinnen und Akteuren aus der Region durchgeführt, auf dem diese die Möglichkeit hatten, die vorliegenden Handlungsansätze kennenzulernen und in Teams weiterzubearbeiten. Hierbei ging es ersten um die Einschätzung der Wirkungsintensität von Handlungsansätzen sowie deren Zeithorizonte und zweitens um die Zuordnung der Handlungsansätze zu Akteurinnen und Akteuren.
Im Folgenden werden die Handlungsansätze gruppiert nach Themenfeldern und ihrer Wirkungsintensität dargestellt:
Workshop 2: Zukunftsprojektionen
Zweiter Workshop im Rahmen der Szenarioanalyse zur Zukunft der Flughafenregion BER
Der zweite Workshop im Rahmen der Szenarioanalyse zur Zukunft der Flughafenregion BER als Wissenschafts- und Innovationsstandort fand am 7. Oktober 2021 zwischen 9.00 und 13.00 Uhr in der Präsenzstelle der TH Wildau und der Fachhochschule Potsdam in Luckenwalde statt.
Basierend auf den Ergebnissen des ersten Workshops, auf dem die Teilnehmer:innen in Teams Einflussfaktoren der Entwicklung identifiziert haben, stand auf diesem zweiten Workshop die partizipative Erarbeitung von Zukunftsprojektionen im Fokus. Die Zukunftsprojektionen wurden wiederum in mehreren gemischten Teams entwickelt und beziehen sich auf die vom Szenarioteam des Innovation Hub 13 ermittelten Schlüsselfaktoren. Die Präsenzstelle in Luckenwalde bot eine besonders geeignete Kulisse für ein kreatives und analoges Workshopformat. Sie integriert einen Coworkingspace, einen Makerspace sowie einen Showroom. Das Foresightteam des Innovation Hub 13 freute sich sehr, nach langer Zeit wieder die Möglichkeit zu haben, gemeinsam mit Regionalakteur:innen vor Ort an kreativen Lösungen arbeiten zu können.
Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Flughafenregion BER →
Schüsselfaktoren auf die Entwicklung der Flughafenregion BER →
Workshop 1: Treiber und Hemmnisse
Erster Workshop im Rahmen der Szenarioanalyse zur Zukunft der Flughafenregion BER
Am 11. Juni fand im Rahmen der Szenarioanalyse der Auftaktworkshop „Treiber und Hemmnisse“ statt. In einem digitalen Format ermittelten 28 Teilnehmer:innen aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kommune und Politik gemeinsam diejenigen Faktoren, die die Entwicklung der Flughafenregion maßgeblich beeinflussen. Von den vier gemischten Teams wurden mehr als 200 Einflussfaktoren identifiziert, die im Anschluss vom Szenarioteam aufbereitet und den Teilnehmer:innen nochmals vorgestellt werden. Aus dem so entstehenden Set von Einflussfaktoren werden mittels einer Einflussanalyse und unter Berücksichtigung der von den Teilnehmer:innen priorisierten Einflussfaktoren so genannte Schlüsselfaktoren identifiziert, die die Grundlage für die Entwicklung von Zukunftsprojektionen und Szenarien bilden. Der folgende Workshop hat die gemeinsame Entwicklung solcher Zukunftsprojektionen zum Gegenstand und wird voraussichtlich im September stattfinden und ist offen für weitere Interessierte aus der Region.
Ansprechpartner
Dr. Frank Hartmann
Forschungsgruppe Innovations- und Regionalforschung
Technische Hochschule Wildau
Innovation Hub 13 – fast track to transfer
→ innohub13.de
Forschungsgruppe Innovations- und Regionalforschung
→ th-wildau.de/forschung-transfer/innovations-und-regionalforschung
Weitere Materialien zur Flughafenumfeldanalyse
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Technische Hochschule Wildau
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
Der „Innovation Hub 13 – fast track to transfer“ der Technischen Hochschule Wildau und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg gehört zu den 29 ausgewählten Gewinnern der Bund-Länder-Förderinitiative „Innovative Hochschule”, ausgestattet mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF und des Landes Brandenburg. Weitere Informationen finden Sie unter www.innovative-hochschule.de